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© Stadt Berlin und Guhtmann-Akademie 1 Das Gut Neukladow Von den Anfängen bis zur Bismarckzeit 2 Neukladow um 1900 Robert Guthmann und die Gründerzeit 3 Ein Arkadien an der Havel Johannes Guthmann und sein moderner Musenhof 5 Neukladow im "Dritten Reich" und nach 1945 6 Die Guthmann Akademie in Neukladow 7 Die zukünftigen Pläne für das Gutshausensemble Neukladow 8 Die touristische Geländeerschließung des Gutsparks 9 Historische Bezüge bei der Wiederherstellung des Gutsparks 10 Die Bauabschnitte der touristischen Geländeerschließung des Gutsparks 1 Das Gut Neukladow Von den Anfängen bis zur BismarckzeitAls Teil der erstmals 1267 erwähnten slawischen Siedlung Cladow befand sich das Gut Neu-Cladow (heute: Neukladow) im 14. Jahrhundert im Besitz des Spandauer Benediktinerinnenklosters. Im Zuge der Reformation gelangte es in den Besitz der brandenburgischen Kurfürsten, die das Gut als Erblehen vergaben. So lebte am Ende des 17. Jahrhunderts der bekannte Alchemist und Glasmacher Johannes Kunckel (ca. 1630-1703) auf dem Gut. 1799 überantwortete König Friedrich Wilhelm III. seinem Kabinettsrat Anastasius Ludwig Mencken (1752-1801) das Lehnschulzengut in Erbpacht. Auf der Grundlage eines bereits im 17. Jahrhundert nachgewiesenen Gutsgebäudes ließ sich Mencken um 1800 ein Herrenhaus sowie das zugehörige Verwalterhaus im Stil der an David Gilly (1748-1808), dem Lehrer Karl Friedrich Schinkels, orientierten Landbaukunst der Zeit errichten. Zwischen 1801 und 1806 lebten die Witwe von Anastasius Ludwig Mencken und seine Tochter Luise Wilhelmine (1789-1839) - später die Mutter des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898) - auf dem Gut. Das 1805 von der Familie Mencken als Eigentum erworbene Gut wurde 1815 verkauft und wechselte bis in die späten 1880er Jahre vielfach den Besitzer. 2 Neukladow um 1900 Robert Guthmann und die GründerzeitNach häufigem Besitzerwechsel erwarb 1887 der Fabrikant und Bauunternehmer Robert Guthmann (1839-1924) das Gut Neukladow. Als Besitzer der Rüdersdorfer Zementfabriken und der Niederlehmer Kalksandsteinwerke war er einer der vermögendsten Männer der Gründerzeit. Bis weit nach 1900 waren Robert Guthmanns Pläne darauf ausgerichtet, das Grundstück zu parzellieren und auf ihm eine moderne Landhauskolonie zu errichten: 3 Ein Arkadien an der Havel Johannes Guthmann und sein moderner Musenhof1909 überantwortete Robert Guthmann seinem Sohn, dem Kunsthistoriker und Schriftsteller Johannes Guthmann (1876-1956), das Gut Neukladow. Dieser ließ Haus und Park durch die Architekten Paul Schultze-Naumburg und Alfred Grenander nach seinen Plänen umgestalten. Der Gutspark erhielt mit zwei Torhäusern an seiner Nordseite ein großzügiges Entree. Das Gutshaus wurde an der Ostseite durch eine großzügige, halbrunde Veranda mit dorischen Säulen ergänzt. Im Park selbst wurde ein antikisierender Gartenpavillon errichtet und ein Naturtheater angelegt. Johannes Guthmann verfasste im Gutshaus mehrere Novellen und Erzählungen. Sein Lebensgefährte, der Historiker und Schriftsteller Joachim Zimmermann (1875-1953), schrieb hier Theaterstücke. 4 Max Slevogt in Neukladow 1911 erhielt der renommierte Künstler Max Slevogt (1868-1932) von dem Kunsthistoriker, Schriftsteller und Sammler Johannes Guthmann (1876-1956) den Auftrag, den Neukladower Gartenpavillon mit Wandgemälden auszustatten. Slevogt realisierte den Auftrag im selben Jahr als seine erste offizielle Arbeit im Medium der Wandmalerei. 1920/21 gab der Berliner Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer die sogenannte Cassirer-Kassette mit elf Lichtdrucken der Neukladower Wandmalereien heraus, durch die uns das Aussehen der Wandgemälde überliefert ist. Slevogts Wandgemälde selbst wurden 1923/24 abgetragen, um sie vor Witterungsschäden zu schützen. Nachdem sie ins Berliner Kronprinzenpalais Unter den Linden verbracht und dort als Geschenk Johannes Guthmanns in der Abteilung für Moderne Kunst der Berliner Nationalgalerie ausgestellt wurden, fielen sie 1944 dem Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs zum Opfer. Aus dem ersten Neukladower Aufenthalt Max Slevogts resultierte die lebenslange Freundschaft zu Johannes Guthmann, die sich in zahlreichen Besuchen Slevogts in Neukladow bis 1920/21 widerspiegelt. Zahlreiche Schriften Guthmanns und künstlerische Zeugnisse Slevogts künden davon. 1912 schuf Max Slevogt eine Serie farbsprühender Ölgemälde, die heute zum Bestand bedeutender nationaler und internationaler Museen zählen und uns die elegantentspannte Atmosphäre am Guthmann’schen Musenhof vor Augen führen. 5 Neukladow im "Dritten Reich" und nach 1945 1921 entzog Robert Guthmann seinem Sohn das Wohnrecht auf Lebenszeit und überantwortete das Anwesen seiner Tochter Mary von König (1899-1972). Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Landwirt Otto von König, betrieb sie auf dem Gut eine Schafzucht und verkaufte Land- und Gutsbesitz Neukladow und Gatow 1928 an die Stadt Berlin. Nach einer kurzen Zeit der öffentlichen Nutzung ging das Gelände 1932 in Reichsbesitz über und wurde in der Folgezeit von der Luftwaffe militärisch genutzt. Ab Mitte der 1930er Jahre war hier die Fliegergruppe See stationiert, aus der einzelne Piloten im Spanischen Bürgerkrieg für die Legion Condor eingesetzt wurden. Die im Zuge der militärischen Nutzung seit 1935 eingerichteten Wehrmachtsbaracken existieren heute nicht mehr. Jedoch dienten sie nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso wie die historischen Gutsgebäude der Arbeiterwohlfahrt von 1951 bis 1995 als Erholungheim. Von dieser Zeit kündet noch heute das Mitte der 1950er Jahre errichtete Casino, das an die den Gutshof rahmende Nischenmauer anschließt. Eine seit Mitte der 1990er Jahre für eine Dekade ausbleibende Nutzung zeitigte entsprechende Folgen für die Bausubstanz von Guts- und Verwalterhaus. Trotzdem künden noch immer zahlreiche Spuren im historischen Gutshaus und im weitläufigen Gutspark von der wechselhaften und bisweilen glanzvollen Neukladower Geschichte. 6 Die Guthmann Akademie in Neukladow Die Guthmann Akademie gUG (haftungsbeschränkt) ist eine gemeinnützige Bildungseinrichtung, die 2015 gegründet wurde, um Konzepte zur Sichtbarmachung des originären kulturhistorischen Profils des Gutsparks Neukladow zu entwickeln und ebenso generationsübergreifend wie transkulturell umzusetzen. Die Maßnahmen der Guthmann Akademie und dabei insbesondere die mittlerweile vierbändige Publikationsreihe Edition Neu-Cladow sowie der seit 2013 stattfindende Neu-Cladower Salon und die in Kooperation mit dem Kulturamt Spandau durchgeführten Jahresprogramme Neukladow - Ein Ort der Muße und der Musen (2020), Dem Flüchtigen Dauer verleihen - Künstlerinnen und Künstler in Neukladow (2021) sowie "Du bist Orplid mein Land" PROJEKTionsORT Neukladow (2022) verfolgen die Intention, das öffentliche Bewusstsein auf die landschaftliche wie kulturgeschichtliche Besonderheit des Ortes zu lenken und die vielfältige und traditionsreiche Neukladower Kulturhistorie lebendig zu machen. Mit ihrem Jahresprogramm "... und sonntags nach Neukladow!" Kunst und Künstler*innen im Gutspark leistet die Guthmann Akademie auch 2023 mit Vorträgen, Lesungen, Führungen, Konzerten, Kunstaktionen, Performances und Theateraufführungen ihren Beitrag zur kulturellen Reanimierung des Gutsparks. Aktuelle Informationen Guthmann-Akademie7 Die zukünftigen Pläne für das Gutshausensemble Neukladow Der Gutspark Neukladow mit seinem Ensemble aus denkmalgeschütztem Gutshaus, Verwalterhaus und einer noch zu rekonstruierenden Gutsscheune soll im Rahmen der Wiederherstellung des historischen Gartendenkmals durch das Kulturamt Spandau mit einer neuen Nutzung als Museumsstandort regionaler Bedeutung entwickelt und erschlossen werden. 8 Die touristische Geländeerschließung des Gutsparks Mit Mitteln aus dem Förderprojekt GRW (Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur") wird der Gutspark Neukladow ertüchtigt und historische Elemente wieder hergestellt, um neben dem Landhausgarten Fraenkel einen weiteren touristischen Anziehungspunkt in Kladow zu schaffen.
Der Vorplatz wird, inklusive einer Zufahrt zu der neuen Stellplatzanlage, erneuert. Die verlängerte Neukladower Allee wird mit Ihrer historischen Platanenallee wieder hergestellt. Im Rahmen der Erneuerung der Allee werden die Medien für die Erschließung der Gebäude und Parkanlage komplett erneuert und der zukünftigen Nutzung für Gebäude und Park angepasst. 9 Historische Bezüge bei der Wiederherstellung des Gutsparks Für die denkmalgerechte Wiederherstellung der Gartenanlage wurden bereits 1990 und 2001 Grabungen gemacht und Gutachten erstellt. Zusätzlich sind 2020 und 2021 vertiefende bauhistorische Grabungen und Auswertungen erfolgt. 10 Die Bauabschnitte der touristischen Geländeerschließung des Gutsparks Im Winter 2021 wurde mit der Fällung der Platanenallee der Bau begonnen. Die Bäume der alten Allee an der verlängerten Neukladower Allee waren stark geschädigt und mussten gefällt werden. Lediglich die große Platane oben an den Torhäusern ist vital und konnte erhalten werden.
In einem zweiten Bauabschnitt wird die verlängerte Neukladower Allee wiederhergestellt. Dabei wird die Infrastruktur des Gutshauses für die geplanten neuen Nutzungen erneuert und auf den Stand der Technik gebracht. Im Zuge dessen können die alten Entsorgungsanlagen (Leitungen und Klärwerksgebäude) abgebrochen werden. Die verlängerte Neukladower Allee soll im Sommer 2023 wieder hergestellt sein und die denkmalgerechte Nachpflanzung der Platanenallee im Herbst 2023. Die Alleebäume erhalten verbesserte Bedingungen, so dass eine größere Vitalität und längere Standzeit der Bäume gewährleistet ist und sich die historische Allee wieder entwickelt. Die Maßnahmen im Park sollen 2025 abgeschlossen sein. |
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